fbpx

Ratgeber zur Stressbewältigung – Teil 5 – Burnout

Burnout

Das Burnout-Syndrom (engl. „to burn out“, ausbrennen) beschreibt das körperliche wie auch seelische Gefühl der Ausgebranntheit.

❝Wer je ein ausgebranntes Gebäude gesehen hat,
der weiß, wie verheerend so etwas aussieht.
Ein Bauwerk, eben noch von pulsierendem Leben erfüllt,
ist nun verwüstet.
Wo früher Geschäftstätigkeit herrschte,
finden sich jetzt nur noch verkohlte Überreste von Kraft und Leben.
Ein paar Ziegel und Zementbrocken mögen stehen geblieben sein,
ein paar leere Fensterrahmen.
Vielleicht ist sogar die äußere Hülle des Gebäudes noch erhalten.
Wer sich jedoch hineinwagt in die Ruine,
wird erschüttert vor dem Werk der Vernichtung stehen.❞

(Herbert Freudenberger, amerik. Psychotherapeut und Burnout-Forscher)

Symptome

Die Überproduktion von Stresshormonen wirkt sich bei chronischer Belastung auf Körper und Psyche aus, was zu physischen Beschwerden wie Schmerzen in der Brust, im Herzen, in den Muskeln, Gliedern und im Kopf sowie zu Tinnitus oder Dauermüdigkeit bei gleichzeitiger Schlaflosigkeit führen kann. Die Symptome sind folglich sehr mannigfaltig, allerdings variieren die Anzeichen des Burnout-Syndroms von Patient zu Patient. Da derartige Beschwerden nur äußerst schwierig auf eine psychische Erkrankung zurückgeführt werden können, bleibt die Erkrankung oft unentdeckt oder sie wird fehlinterpretiert.

Prof. Dr. Wilmar B. Schaufeli , Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Utrecht, Niederlande, klassifizierte die Symptome des Burnout-Syndroms im Jahre 1992 nach psychischen, physischen wie auch sozialen Warnsignalen auf Verhaltensebene:

Psychische Symptome zum Burnout

Burnout

Top 10 der verbreitetsten Burnout-Vorurteile

❝Die Menschen werden geboren, die Menschen sterben, und die Zeit dazwischen verbringen sie mit dem Tragen der Digitaluhren.❞
(Douglas Adams, brit. Schriftsteller, 1952 – 2001)

Betroffene des Burnout-Syndroms haben immer wieder mit Vorurteilen zu kämpfen. So werden sie zum Beispiel als faule Drückeberger betitelt, die ihren Alltag nicht in den Griff bekommen. Was ist dran an der noch immer sehr verbreiteten These, dass das Burnout-Syndrom nichts weiter als eine Modeerscheinung ist?

• Vorurteil Nr. 1 – „Burnout ist eine Managerkrankheit!“

✓PRO: In der Tat leiden gerade sehr leistungsorientierte, ehrgeizige Menschen unter dem Burnout-Syndrom. Diese Menschen sind aufgrund ihrer Leistungsbereitschaft, ihres Pflichtbewusstseins und ihres Engagements gerade in den Management-Etagen verstärkt vertreten.

✗CONTRA: Ehrgeizige Mitarbeiter sitzen nicht nur in den Chef-Etagen, sondern sind in allen Abteilungen eines Produktions- oder Dienstleistungsunternehmens zu finden. Entsprechend verbreitet ist das Burnout-Syndrom auch unter diesen Arbeitnehmern. Zudem leiden ebenfalls Menschen mit mangelnder Selbstachtung und wenig Selbstbewusstsein an dieser Erkrankung – nicht unbedingt die typischen Eigenschaften eines Managers.

• Vorurteil Nr. 2 – „Nur wer im Berufsleben steht, kann unter dem Burnout-Syndrom leiden!“

✓PRO: Die meisten Betroffenen zeigen ein außergewöhnliches Engagement im Arbeitsleben. Sie definieren sich über berufliche Erfolge, über ihre Karriere, streben nach Anerkennung und verlieren darüber die Fähigkeit, eine gesunde Distanz zur Arbeit zu wahren.

✗CONTRA: Ein übermäßiger Aufopferungswille muss sich nicht ausschließlich auf den Beruf konzentrieren. Das Burnout-Syndrom taucht auch in der Freizeit auf, im Haushalt, im Familienleben.

• Vorurteil Nr. 3 – „Burnout entsteht durch mangelnde Organisation!“

✓PRO: Arbeitsmediziner wie auch Organisationspsychologen erkennen einen Zusammenhang zwischen dem Burnout-Syndrom und schlechter Organisation. Termindruck, Sparvorgaben, ständige Effizienzerhöhung belasten Führungskräfte und Arbeitnehmer. Familien leiden ebenfalls unter Termindruck, finanziellen Problemen und dem ständigen Wunsch, allen Familienmitgliedern gerecht werden zu wollen. Eine gute Planung und Organisation wirkt sich somit prophylaktisch auf den Burnout aus.

✗CONTRA: Ein ungebremster Einsatzwille, die Sucht nach Erfolg und Anerkennung im Berufs- wie auch im Privatleben lassen sich nicht beiseite organisieren. Mangelnde Organisation kann EINE Ursache des Burnout-Syndroms sein, jedoch nicht DIE Ursache.

• Vorurteil Nr. 4 – „Stress ist die Ursache des Burnouts!“

✓PRO: Chronische Stressbelastung kann ebenso in einem Streit mit dem Partner begründet sein wie auch in Sorgen hinsichtlich der Familie, Beruf, Krankheiten oder Finanzen. Dieser psychische Stress kann – sofern die Stressverarbeitung gestört ist – nachgewiesenermaßen auch zum Burnout führen.

✗CONTRA: Stress darf nicht als einziger Verursacher des Burnout-Syndroms betrachtet werden, da sonst fast jeder Mensch an Burnout erkrankt sein müsste bzw. jeder, der Stress abbauen kann, umgehend geheilt wäre. Manchmal ertragen Menschen über viele Jahre gleichbleibenden Stress, ohne sich beeinträchtigt zu fühlen – und urplötzlich fallen sie dann in ein tiefes Loch. Somit lässt sich festhalten, dass es neben der Stressbelastung noch weitere, beispielsweise persönlichkeitszentrierte Ursachen, wie ein ausgeprägtes Helfersyndrom oder übersteigerte Erwartungen an sich selbst, des Burnouts gibt.

Burnout

• Vorurteil Nr. 5 – „Burnout verschwindet nach einer kurzen Auszeit!“

✓PRO: Eine Entspannungs- und Ruhephase wirkt sich tatsächlich positiv auf die Burnout-Erkrankung aus und ist Teil der Therapie. So kann der Betroffene neue Kraft und Energie schöpfen, um seinen Alltag bewältigen zu können.

✗CONTRA: Wäre Stress der einzige Auslöser des Burnout-Syndroms, so reichten gelegentliche Auszeiten möglicherweise als Therapie aus. Da jedoch weitere Ursachen in der Person des Erkrankten sowie in seinem beruflichen wie auch privaten Umfeld zu suchen sind, würde der Patient nach seiner Rückkehr sofort wieder in dasselbe Hamsterrad steigen und erneut Gefahr laufen, einen Burnout zu erleiden. Burnout verschwindet nicht einfach über Nacht, es benötigt in den meisten Fällen einen erfahrenen Experten, um die Hintergründe zu beleuchten und die Erkrankung an der Wurzel zu bekämpfen.

• Vorurteil Nr. 6 – „Das Burnout-Syndrom wird von den Medien überbewertet!“

✓PRO: Burnout ist in vieler Munde. Online-Magazine, Ratgeber-Zeitschriften, TV-Wissensmagazine selbst Tageszeitungen und die Nachrichten berichten immer wieder über das Burnout-Syndrom. Namhafte Experten und Psychologen kritisieren die Überbewertung eines „Modebegriffs“.

✗CONTRA: Ob man nun vom Burnout oder aber von einer Depression spricht, es wird keinesfalls überbewertet. Nicht umsonst gibt es mittlerweile auf Burnout spezialisierte Therapeuten und Kliniken. Faktisch wird das Burnout-Syndrom aus Scham sogar eher noch verharmlost und verschwiegen.

• Vorurteil Nr. 7 – „Drückeberger nutzen das Burnout-Syndrom als Vorwand für ihre Faulheit!“

✓PRO: Wer am Burnout-Syndrom leidet, benötigt Abstand vom Stressauslöser, sei es in der Familie, im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz.

✗CONTRA: Burnout-Erkrankte als faule Drückeberger zu bezeichnen, ist dennoch eine böse Unterstellung, die darauf schließen lässt, dass jemand mitreden möchte, der selbst nie am Burnout-Syndrom erkrankt ist.

• Vorurteil Nr. 8 – „Hauptsächlich Männer erkranken an Burnout!“

✓PRO: Schränkt man das Burnout-Syndrom auf die Geschäftswelt ein, so ist dies sicherlich eine korrekte Vorstellung. Immerhin liegt der Frauenanteil bei lediglich 8,3 % in den oberen Führungsriegen größerer Unternehmen (ab 500 Mitarbeiter).

✗CONTRA: De facto erkranken Frauen allerdings ebenso häufig am Burnout-Syndrom wie Männer. Disharmonie, Streitigkeiten, Überbelastung – all diese Stressoren finden sich eben nicht nur im Arbeitsleben, sondern auch im alltäglichen Privatleben, im Haushalt, im Umgang mit den Kindern und und und.

• Vorurteil Nr. 9 – „An Burnout zu leiden, heißt wichtig zu sein und hart gearbeitet zu haben!“

✓PRO: Wer am Burnout-Syndrom leidet, ist tatsächlich wichtig: wichtig für das Unternehmen, wichtig für die Familie, wichtig für Freunde, die Kinder, den Haushalt … Zudem zeichnen sich die Erkrankten auch durch übermäßigen Arbeitseinsatz und Engagement aus.

✗CONTRA: Niemand muss erst am Burnout erkranken, um seine Wichtigkeit unter Beweis zu stellen. Durch eine überlegte Terminplanung, Arbeitseinteilung mit ausreichend Erholphasen sowie aktiver Suche nach Unterstützung kann das Risiko eines Burnouts erheblich reduziert werden.

• Vorurteil Nr. 10 – „Burnout ist Privatsache – Arbeitnehmer müssen ihn allein bewältigen!“

✓PRO: Betroffenen fällt es oft nicht leicht, über ihr Leiden zu sprechen.

✗CONTRA: Arbeitgeber sollten ihre Einstellung diesbezüglich dringend überdenken. Die Medienberichte über Stressbelastung, Depressionen und Burnout reißen nicht ab, das Burnout-Syndrom ist ungebrochen auf dem Vormarsch. Für den Arbeitgeber bedeutet dies auf lange Sicht erhöhte Ausfallzeiten sowie demotivierte und ausgelaugte Mitarbeiter, die sich einerseits vielleicht geradezu in ihre Aufgaben hineinstürzen, andererseits jedoch oft Außenseiter sind, die sich im Team nicht integrieren können.