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Ratgeber zur Stressbewältigung – Teil 7 – Stressoren

Stressoren entgegensteuern

Stressoren umfassen alle inneren wie auch äußeren Ereignisse und Reize, die Dis-Stress – also negativen Stress – auslösen können. Doch erst wenn diese Stressfaktoren als solche auch erkannt werden, kann der Betroffene entsprechend gegenwirken.

Innere Stressoren

Innere Stressoren hängen mit der eigenen Lebenseinstellung, mit bestimmten Gedanken und Prinzipien zusammen – eben mit allem, was sich im Kopf und im Gefühlsleben des Betroffenen abspielt.

Typisches Anzeichen ist ein ausgeprägter Perfektionismus und der Drang, alles mehr als hundertprozentig erledigen zu müssen. Ist damit auch ein übermäßiger Kontrollzwang verbunden, so bleiben die Dinge oft unerledigt. Häufig haben Betroffene Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen und letztendlich auch daran festzuhalten.

Ein ebenfalls sehr verbreitetes Beispiel für innere Stressoren ist ein übertriebenes Helfersyndrom wie auch die Unfähigkeit, hin und wieder auch mal ein klares „Nein“ aussprechen zu können.

Äußere Stressoren

Zu den äußeren Stressoren zählen Umwelteinflüsse, die teils beeinflussbar, teils einfach nur hinzunehmen sind. Dazu gehören finanzielle Sorgen, Familienstreitigkeiten, Todesfälle, Umzug oder Mobbing am Arbeitsplatz.

Je nach individueller Verfassung und Belastbarkeit können schon vermeintliche Nichtigkeiten wie ein Wetterumschwung, ein Verkehrsstau oder aber die lange Schlange an der Kasse stressauslösend wirken.

Um die eigene Lebensqualität zu erhalten oder zu verbessern, ist es im ersten Schritt unumgänglich, zunächst die persönlichen Stressoren zu identifizieren.

Thomas Holmes und Richard Rahe haben in der ‚Social Readjustment Rating Scale‘ (SRRS) 43 mögliche Ereignisse nach ihrem Ausmaß skaliert – hier ein Auszug der Top 20:

Bei all den Varianten innerer wie äußerer Stressoren lässt sich festhalten, dass diese in unterschiedlicher Form und in unterschiedlichem Maße auf die Generationen und deren Lebensbereiche einwirken. Die folgenden Abschnitte gehen infolgedessen näher auf spezifische Altersgruppen sowie typische stressauslösende Situationen, beispielsweise eine Prüfungssituation oder ein Vorstellungsgespräch, ein.


Kinder

Auch wenn es den ein oder anderen verwundern mag, doch auch Kinder leiden bereits unter Stress. Auslöser sind unter anderem Konflikte in der Familie oder einfach nur zu viele Termine in der Freizeit ohne erholsame Ruhepausen: vom Gitarrenunterricht zum Fußballtraining und dann ab zur Geburtstagsfeier des besten Freundes. Wenn Kinder überfordert sind, zeigen sie häufig Symptome wie Appetitlosigkeit, erhöhte Reizbarkeit, Schlafstörungen und eine verminderte Fähigkeit, Niederlagen hinzunehmen. Weitere Warnsignale sind:

• feuchte Hände
• trockener Mund
• Verspannungen
• Herzklopfen

➜ 5 alltagstaugliche Tipps gegen Stress im Kindesalter

Tipp Nr. 1
Eltern sollten sich über das Alter ihres Kindes im Klaren sein. Nicht selten erwarten Eltern mehr Reife von ihrem Kind, als es aufbringen kann.

Tipp Nr. 2
Wichtig ist eine stabile Eltern-Kind-Beziehung. Gefühle der Kinder sollten ernst genommen und entsprechend verbalisiert werden: „Du scheinst, müde zu sein.“

Tipp Nr. 3
Auch ausreichend Schlaf ist nicht zu unterschätzen. Kinder sollten morgens ausgeruht und erholt aus dem Bett kommen und über ausreichend Zeit für das Frühstück verfügen.

Tipp Nr. 4
Feste Rituale wie die Vorlese-Geschichte am Abend oder der Gute-Nacht-Kuss von Mama und Papa schenken Ruhe und Sicherheit. Das Einschlafen ist danach kein Problem mehr.

Tipp Nr. 5
Der Stress der Eltern überträgt sich auch auf die Kinder. Insofern ist eine gut organisierte Zeiteinteilung auch für Eltern durchaus sinnvoll.

Grundsätzlich gilt es, den Problemen und Ängsten der Kinder Gehör zu schenken und ihnen durch regelmäßiges Lob und Anerkennung Mut zu machen. Kindern steht die freie Zeit zu, in der sie tun können, worauf sie Lust haben und wobei sie sich wohl fühlen. Sie müssen sich im spontanen Spiel entfalten und selbst verwirklichen können. Sie sollten ihre eigenen Erfahrungen machen dürfen, denn nur so gewinnen auch sie das notwendige Selbstvertrauen für eine möglichst unbeschwerte Zukunft.

Eltern, die bei ihrem Kind Stresssymptome feststellen oder von Außenstehenden auf derartige Anzeichen hingewiesen werden, können sich beim behandelnden Kinderarzt nach speziellen Anti-Stress-Programmen für Kinder erkundigen, die inzwischen von einigen Krankenkassen angeboten werden.


Schule / Hochschule

„Heute studiert jeder zweite an der Uni sein späteres Hobby für die Arbeitslosigkeit.“ (Elmar Kupke, dt. Aphoristiker, geb. 1942)

Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, in der nur der Stärkere weiterzukommen scheint. Die Kinder sehen sich schon in der Grundschule mit Lerndruck konfrontiert. Prüfungs- und Zukunftsängste entstehen und belasten nicht nur junge Schüler, sondern auch Studenten vor wichtigen Klausuren und noch wichtigeren Prüfungen. Konkurrenzdenken lässt Konflikte untereinander entstehen, eine Klassengemeinschaft verschwindet. Mobbing ist mittlerweile Alltag an Universitäten, Schulen und sogar schon an den Grundschulen. Diskrepanzen mit dem Lehrer verstärken das Ohnmachtsgefühl der Schüler und Studenten.

Eine Entwicklung, die so erschreckend wie auch alarmierend ist: Studien zufolge soll bereits jeder dritte Schüler unter folgenden Stress-Symptomen leiden:

• Niedergeschlagenheit
• Kopfschmerzen
• Bauchschmerzen
• Appetitlosigkeit
• Gereiztheit
• Schlaflosigkeit

Beinahe jeder zweite Schüler stellt mehrmals pro Woche psychische und körperliche Beschwerden bei sich fest. Zwei Drittel aller Studenten sehen sich bis an ihre psychischen wie auch physischen Leistungsgrenzen geführt.

Dabei gilt der Grundsatz: Je jünger der Schüler ist, umso eher zeigen sich körperliche Stress-Symptome wie Bauch- oder Kopfschmerzen. Mit zunehmenden Alter entstehen aus den anfänglich physischen Beschwerden psychische Folgen, die sich in Aggressivität oder Depressionen niederschlagen. Studien belegen, dass jeder zweite Patient, bei dem eine Depression diagnostiziert wurde, unter 32 Jahren ist. Infolgedessen greifen viele Studenten immer häufiger zu Nahrungsergänzungsmitteln und Medikamenten wie Ritalin. Nur so halten sie dem Stress des Studiums Stand und steigern ihre Leistungsfähigkeit. Selbstmordgedanken sind dann nicht mehr auszuschließen.

➜ Wie kann der Schüler/Student derartige Situationen bewältigen?

Vorsätze wie „Am Wochenende lerne ich einfach mal nichts!“ sind in der Regel schwierig umzusetzen und führen letztendlich zu noch mehr Druck in der darauf folgenden Woche. Doch die Nase den ganzen Tag in die Bücher zu stecken, ist keine bessere Lösung. Stattdessen sollten Schüler und Studenten feste Lernzeiten einplanen, die auch Ruhepausen berücksichtigen, um zwischendurch abzuschalten und den Kopf frei zu bekommen. In solchen Erholungsphasen wird die Energie abgebaut, welche der Körper im zuvor angespannten Zustand aufgebaut hat. Körper und Geist gelangen somit wieder zu ihrem gesunden Gleichgewicht. Mögliche Aktivitäten sind:

• Spazierengehen
• Meditieren
• Kaffeepause mit Kommilitonen
• Sport

Auch Eltern können ihren Teil dazu beitragen, den Stress ihrer Kinder abzubauen, indem sie darauf achten, dass ihr Kind genügend Auszeiten nimmt. Es ist sehr wichtig, keinen allzu großen Leistungsdruck aufzubauen und Erwartungen in einem realistisch umsetzbaren Rahmen zu halten. Lob fördert das Selbstvertrauen, Angst hingegen wirkt zerstörerisch und begünstigt die Stress-Entwicklung.