Hilfe von Fachleuten
Stress belastet Körper und Geist in vielerlei Hinsicht. Laut Sicherheitsreport 4/94 unterscheiden Fachleute vier Bereiche:
Das vorangegangene Kapitel beschäftigte sich bereits eingehend mit stressauslösenden Situationen im Kindesalter, in Schule, im Studium, im Beruf und im Privatleben – wie auch mit möglichen Bewältigungsstrategien. Was aber, wenn die Stressbelastung nicht mehr alleine bewältigt werden kann? Welche Möglichkeiten bleiben den Betroffenen, der Stress-Spirale zu entgehen? An wen können sie sich wenden?
Im Folgenden finden sich eingehende Informationen zu Anlaufstellen wie Ärzte und Psychologen und zu der Frage: „Was bringt eigentlich ein Kur-Aufenthalt?“
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Der erste Schritt ist zugleich auch der schwierigste Schritt: den eigenen Stress erkennen und sich selbst gegenüber eingestehen. Vielleicht sind sogar schon die persönlichen Stressoren bekannt. Und doch scheitert eine erfolgreiche Stressbewältigung nicht selten am Unverständnis der Umwelt oder dem (scheinbaren) Mangel an Möglichkeiten, Stress abzubauen. Umso wichtiger ist es, an dieser Stelle nicht mutlos aufzugeben, sondern professionelle Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen. Anlaufstellen bieten Hausärzte, Psychologen, aber auch Anbieter spezieller Anti-Stress-Programme, wie zum Beispiel Sport, autogenes Training etc.
Die Argumente „keine Zeit“ oder auch „kein Geld“ gelten hier nicht, denn „Zeit für sich selbst“ soll ja durch derartige Maßnahmen zurückgewonnen werden. Und aus Kapitel 7 geht hervor, wie und wo Stressgeplagte finanzielle Unterstützung erhalten. Auch Krankenkassen sind sehr daran interessiert, unüberschaubare Ausgaben, die aus Folgeerkrankungen mit stressbedingten Ursachen resultieren, zu vermeiden.
➜ Wie hilft die Medizin?
In erster Linie behandelt die Medizin lediglich Symptome, die aus dem Stress erwachsen. Tabletten gegen Kopfschmerzen, Tabletten gegen Magenbeschwerden … vielleicht auch eine Gastroskopie, die ergebnislos verläuft. Dem behandelnden Arzt bzw. der behandelnden Ärztin ist kein Vorwurf zu machen, denn es ist seine bzw. ihre Aufgabe, den Schmerz zu lindern und ernsthaften Erkrankungen des Körpers auf den Grund zu gehen.
Es liegt nicht zuletzt auch in der Verantwortung des Patienten, seine seelische Überforderung sowie den daraus resultierenden Stress offen darzulegen. Sobald medizinische Ursachen auszuschließen sind, kann der Hausarzt sich mit dem Patienten über weitere Schritte beraten, z. B. durch eine Überweisung an einen Psychologen oder mittels Beantragung eines Kuraufenthaltes bei der zuständigen Krankenkasse.
➜ Wie hilft die Psychologie?
Vielen fällt der Weg zum Psychotherapeuten bzw. Psychologen nicht leicht. Zu verankert ist das befremdliche Bild von der „Couch“ und dem absonderlichen Menschen mit Stift und Block in der Hand. Zudem setzt die Gesellschaft psychologische Hilfe noch immer mit „Verrücktheit“ gleich. Sucht der Betroffene Rat bei Verwandten oder Freunden, so fällt nicht selten der Satz: „Was willst du denn da? So etwas brauchst du doch gar nicht!“
Tatsächlich vermag gerade eine Psychotherapie wahre Wunder zu vollbringen. Der Therapeut bzw. Psychologe nimmt sich ausreichend Zeit für seine Patienten. Zeit, die unabdingbar ist, um eine Basis des Vertrauens zu schaffen. Er weiß die richtigen Fragen zu stellen, das Gespräch zu führen und dem Patienten einen Wechsel der Perspektive zu ermöglichen. Der Stressgeplagte betrachtet seine alltäglichen Belastungen nicht länger von innen heraus, sondern aus dem Blickwinkel eines neutralen Zuschauers. Dementsprechend leichter fällt die Lösungsfindung.
Es ist Balsam für die Seele, die Dinge aussprechen zu können, während der andere einfach nur zuhört, lenkt und weder mit gut gemeinten Ratschlägen unterbricht noch mit seinen eigenen Problemen beschäftigt ist. Schon wenige Gespräche, die – nebenbei bemerkt – in ungezwungener Atmosphäre und in bequemer Sitzposition stattfinden, verschaffen ungeahnte Erleichterung.
➜ Wie hilft der Sport?
Leichter bis mäßiger Ausdauersport ist die beste Medizin gegen Stress, insbesondere gegen chronischen Stress. Experten empfehlen drei- bis fünfmal Ausdaueraktivitäten in der Woche für eine Dauer von 30 bis 60 Minuten. Besonders geeignet sind Bewegungsformen wie Joggen, Radfahren, Nordic Walking, Kampfsport oder Schwimmen.
Doch auch wer zeitlich derart eingespannt ist, dass drei- bis fünfmal die Woche Sport kaum umzusetzen ist – und Zeitmangel zählt immerhin zu den wesentlichen Stressoren unserer Gesellschaft – sollte die positive Wirkung sportlicher Betätigung nicht unterschätzen. Selbst eine einzige Trainingseinheit pro Woche fördert das Wohlbefinden – und wenn es nur für diesen einen Tag ist. Finden Sie keine „Ausreden“ für den inneren Schweinehund, sondern bekämpfen sie ihn: Meist ist das Aufraffen an sich problematischer als das anschließende Training! Ein kleiner Trick, sich selbst zu überlisten, ist, eine Sportart auszuwählen, die an feste Zeiten gebunden ist. Findet das Training an jedem Mittwoch um 18.00h statt, so ist der Trainierende weniger geneigt, es ausfallen zu lassen, als wenn „auch morgen noch ein Tag“ ist. Sollte die Entscheidung für das täglich geöffnete und sehr flexible Fitnessstudio fallen, so hilft es, z. B. gleich nach der Schule/Arbeit hinzufahren und nicht erst zu Hause auf dem Sofa zur Ruhe zu kommen.
Der Grund für die positive Wirkung sportlicher Aktivitäten liegt darin, dass Sport körperliche Stressreaktionen abzubauen vermag. Der Sport dient als Blitzableiter für die Stresshormone und fördert eine gefäßreparierende Wirkung, was wiederum das Risiko eines Herzinfarktes mindert.
Doch Sport vermag noch mehr:
– Bewegung regt die Bildung von Enzymen an, die den Körper von Schadstoffen und Stoffwechselabfällen befreien.
– Sport fördert zudem die Bildung eines Wachstumshormons, welches die Fettverbrennung begünstigt. Auch der Anstieg von Testosteron, Cortisol und Adrenalin steigert die Lipolyse alias Fettverbrennung.
– Bewegung setzt körpereigene Opiate frei, die ein Glückserfühl erzeugen.
– Sport lenkt die Konzentration auf die körperliche Anstrengung und damit weg von der Belastung des Alltags.