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Kampfkunst aus der Sicht einer Pratze

Ich bin eine alte, blaue, leicht kaputte Handpratze. Ich arbeite in der Sportakademie-Richter in Kamp-Lintfort. Jeden Tag helfe ich den Kindern und Erwachsenen beim Erlernen der Kampfkünste.

Mein Tag fängt immer relativ entspannt an, da am Anfang die „Little Dragon“ kommen. Sie können meistens noch nicht so feste schlagen. Es ist hin und wieder schon lustig, denn manchmal gehen die Schläge auch ganz daneben, aber es freut mich bei jedem Kind immer wieder neu, zu sehen, wie es von Unterricht zu Unterricht besser wird. Außerdem weiß ich, dass ich die Kinder vor Verletzungen bewahre, denn mit mir können sie alles üben, ohne dass es ihnen weh tut, weil ich jeden Schlag und jeden Tritt abpolstere.

Mein Tag geht dann weiter mit den „Power Kids“. Egal, ob Kung-Fu oder Kickboxen, die Kleinen haben schon echt was drauf. Ich bin bei vielen verschieden Übungen dabei. Manchmal schlagen mich die Kinder, manchmal treten sie mich. Hin und wieder müssen sie auch nur über mich drüber hüpfen. Egal, was die „Kleinen“ machen – es macht immer sehr viel Spaß.

Nach den „Power Kids“ Kursen kommen die „Action Teens“, das sind die Jugendlichen. Besonders toll finde ich, wenn ich von meiner Tonne aus sehe, wie sie gesprungene Tritte üben. Wenn ich dann dran bin freue ich mich zuerst immer, doch in dem Moment, wo der Schlag auf mich prallt, tut es schon ganz schön weh, aber wenn ich sehe, was für tolle Schläge und Tritte das waren, überwiegt die Bewunderung. Wenn ich dann erst sehe, was die „Action Teens“ drauf haben, wenn sie auf den Schwarzgurt zugehen, bin ich immer begeistert.

An manchen Tagen ist auch Erwachsenen Kung-Fu. Einen Teil der Zeit liege ich in meiner Tonne und gucke den Großen zu, wie sie tolle Formen und Kombinationen machen. Wenn ich dann benötigt werde, bin ich natürlich direkt dabei. Allerdings weiß ich ganz genau, dass ich jetzt die Zähne zusammenbeißen muss, weil die Großen richtig starke Schläge und Tritte können. Aber ich mache das gerne, weil ich weiß, dass ich ihnen damit helfe. Auch wenn ein Schüler immer wieder so zuschlägt, dass es richtig weh tut, mach ich das gerne, weil ich genau weiß, dass nur durch die Wiederholung die Schläge und Tritte besser werden. Wenn dann irgendwann so mancher Schüler schon auf den Schwarzgurt zugeht, wird es echt heftig, was ich aushalten muss.

Der letzte Kurs, bei dem ich benötigt werde, ist „Fitness Fight“ und manchmal auch „Combat.611“. Da donnern die Schüler bis zur Erschöpfung auf mich ein. Besonders die Hammerschläge sind sehr schmerzhaft, aber da das mein letzter Kurs an dem Tag ist, schaffe ich das meistens irgendwie. Außerdem ist es schon toll, zu sehen, wie fit die Schüler werden, wenn sie ein paar Mal da waren.

Insgesamt ist ein Leben als Pratze schon anstrengend und oft auch sehr schmerzhaft, aber das mache ich alles gerne, denn wenn ich sehe, wie die Schüler besser und besser werden, und ich weiß, dass sie das nur mit meiner Hilfe schaffen konnten, ist das Belohnung genug für mich.