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Ratgeber zur Stressbewältigung – Teil 2 – Essstörungen

Chronischer Stress birgt Risiken für Körper und Geist – Essstörungen

Stress im ursprünglichen Sinne ist eine gesunde, lebensrettende Reaktion des Körpers auf unkontrollierbare und unvorhersehbare Situationen.
Sie versetzt den Menschen in die Lage, genug Energie für einen Kampf oder die Flucht zu entwickeln, um so das eigene Überleben zu sichern. Dauert die belastende Situation jedoch zu lange an oder treten die Stressoren wiederholt auf, befindet sich der Körper in einem dauerhaften Belastungszustand. Folge ist chronischer Stress, der neben gesundheitlichen Gefahren, z.B. Über- oder Untergewicht, Neurodermitis, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes Typ II, auch ein hohes Risiko für die menschliche Psyche birgt.
Depressionen, Fibromyalgie, Essstörungen bis hin zum Burnout sind in den modernen westlichen Industrieländern keine seltenen Erscheinungen mehr.

Um die anfänglichen Risiken daran zu hindern, sich zu einer ernsthaften Gefahr für Körper und Geist auszuwachsen, ist es wichtig, schon erste Anzeichen von Stress deuten zu können. Darunter fallen physische Beschwerden wie Magen-Darm-Probleme, häufige Kopfschmerzen bis hin zu regelmäßigen Migräne-Anfällen, aber auch schmerzhafte Muskelverspannungen. Natürlich sollten psychische Symptome wie Unlust, Niedergeschlagenheit bis hin zu depressiven Verstimmungen, Nervosität, Konzentrationsschwierigkeiten, Vergesslichkeit, das Gefühl der Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit ebenfalls mit erhöhter Aufmerksamkeit beobachtet werden.
Auffällige Veränderungen im Essverhalten sind überdies als dringendes Warnsignal anzusehen – unabhängig davon, ob der Betroffene nun zu viel oder zu wenig isst.

Überforderung wird selten durch den Leidtragenden selbst wahrgenommen, daher sollten entsprechende Beobachtungen durch Verwandte und Freunde unbedingt Berücksichtigung finden.

Gelingt es nicht, chronischen Stress rechtzeitig durch Phasen der Entspannung, z.B. durch ausgedehnte Spaziergänge, kurze Auszeiten vom Alltag oder über die Einplanung von Etappenzielen, abzubauen, wird der Betroffene nicht umhin kommen, sich mit den ernsthaften Folgen hinsichtlich physischer wie auch psychischer Natur auseinanderzusetzen.
Vorboten, Symptome und Therapiemöglichkeiten der häufigsten stressbedingten Erkrankungen werden in den folgenden Abschnitten eingehend erläutert.

Auch hier gilt: Befürchtungen und Hinweise von aufmerksamen Verwandten und Freunden unbedingt ernst nehmen und im Zweifelsfall Hilfe bei entsprechenden Fachleuten wie Ärzten, Therapeuten oder Psychologen suchen.

b. Essstörungen

Für Essstörungen gibt es viele verschiedene Auslöser. Oft entstehen sie aus dem Druck heraus, einem gesellschaftlichen Bild oder Erwartungen der Familie gerecht werden zu wollen, um letztendlich an zu hohen Ansprüchen zu verzweifeln. Viele versuchen Konfliktsituationen, Langeweile, Frust oder Traurigkeit mit Essen zu kompensieren.
Zum Teil sind Essstörungen auch auf einzelne belastende Lebensumstände zurückzuführen. Somit lässt sich festhalten, dass die Ursachen einer Essstörung häufig in einer andauernden oder sich wiederholenden belastenden Situation zu suchen sind. Anders ausgedrückt:
Eine Essstörung kann Folge von chronischem Stress sein.

Anorexia Nervosa alias Magersucht

Anorexia Nervosa – im Volksmund als Magersucht bekannt – entsteht häufig aus einer Diät heraus, die bei Erreichen des Idealgewichts nicht beendet wird. Selbst wenn die Betroffenen – zumeist Mädchen und junge Frauen – bereits stark untergewichtig sind, sehen sie im Spiegel ein zu dickes Bild ihrer selbst.

Magersüchtige verspüren durchaus Appetit, doch verdrängen sie dieses Hungergefühl und führen weiteren Gewichtsverlust herbei, indem sie kalorienreiche Speisen ablehnen, sich selbst zum Erbrechen bzw. auch zum Abführen bringen, Appetitzügler einnehmen und sich in übertriebenem Maße aktiv bewegen.

Das gesamte Denken wird vom Essen beherrscht, was zu lebensgefährlichen Folgebeschwerden führen kann. Die Monatsblutung bleibt aus, Magen- und Darmbeschwerden entstehen und es kommt zu Muskelschwäche, Haarausfall, zum Absinken der Körpertemperatur (Hypothermie), zu Konzentrationsschwierigkeiten, zur Verminderung der weißen Blutkörperchen (Leukopenie), Verlangsamung des Herzschlages (Bradykardie) sowie zu Herz- und Kreislaufbeschwerden.

Besteht auch nur der leiseste Verdacht einer Magersucht, so sollten Betroffene sich umgehend Hilfe von Ärzten und Psychologen holen, denn kommt es zu einer chronischen Magersucht, besteht die Gefahr, dass eine Heilung nicht mehr möglich ist.

In fünf bis zehn Prozent aller Fälle führt Magersucht zum Tode.

Bulimie alias Ess-Brech-Sucht

Bulimie ist nicht selten eine Folge der Magersucht, kann aber auch bei Menschen mit normalem Körpergewicht enstehen oder aus einer Adipositas resultieren. Wie bei der Magersucht haben die Betroffenen übergroße Angst davor, an Gewicht zuzunehmen.

Im Gegensatz zu Magersüchtigen leiden Bulimiker jedoch zusätzlich an Heißhunger-Attacken, die sie nicht beherrschen können, so dass es zu regelrechten Essanfällen kommt. Die großen Mengen aufgenommener Nahrung werden im Anschluss sofort wieder erbrochen oder abgeführt. Durch derartige Ess- und Brech-Attacken wird der Elektrolyt- und Wasserhaushalt des Körpers geschädigt (Hypokaliämie), was wiederum zu Nierenfunktionsstörungen, Muskelschwäche bzw. Muskelkrämpfen, Herzrhythmusstörungen oder auch zerebralen Krampfanfällen führen kann.

Adipositas alias Ess-Sucht

Esssüchtige verlieren ihr Sättigungsgefühl, das heißt sie nehmen große Mengen an Nahrung auf, die der Körper längst nicht mehr verwerten kann. Essen wird zur Sucht, um ein Mangelgefühl zu bekämpfen oder andere Bedürfnisse zu befriedigen.

Die übermäßige Nahrungszufuhr führt zu Übergewicht, dieses wiederum stößt auf gesellschaftliche Ablehnung und Diskriminierung. Ess-Süchtige werden als undiszipliniert und faul abgestempelt, doch auch sie leiden enorm unter ihrer Erkrankung. Um den Frust, die Ablehnung, die Traurigkeit bewältigen zu können, greifen Ess-Süchtige wieder zu dem, was ihnen Trost gibt: Nahrung. Sie sind in einem Teufelskreis gefangen und fühlen sich dem Zwang zu essen machtlos ausgeliefert.

Die Folgen einer Adipositas reichen von Gelenkleiden und Wirbelsäulenschäden über Bluthochdruck, Herz- und Kreislaufproblemen, Gicht, Gallensteinen bis hin zu Diabetes, Herzinfarkt und Schlaganfällen.

Binge Eating Disorder alias latente Ess-Sucht

Binge Eating Disorder zählt erst seit wenigen Jahren zu den bekannten Ess-Störungen und ist somit noch nicht ausgiebig erforscht.

Wesentliche Anzeichen einer latenten Ess-Sucht sind wiederholte Ess-Anfälle, während der die Betroffenen ihr Verhalten nicht unter Kontrolle haben. Sie beenden die Nahrungsaufnahme erst mit Einsetzen eines unangenehmen Vollgefühls. Aus Scham essen sie alleine, anschließend machen sich die Betroffenen schwere Selbstvorwürfe. Sie leiden unter Schuldgefühlen und fühlen sich depressiv.

Diese Ess-Attacken finden durchschnittlich zweimal pro Woche statt und führen – ebenso wie die anderen Ess-Störungen – zu seelischen Belastungen, da die Betroffenen auch hier sehr unter ihrer Fixierung auf die Nahrung leiden.

Fazit

Für alle Betroffenen einer Ess-Störung gilt: Nicht das Aussehen, nicht die Figur ist das grundlegende Problem.
Keine Diät, keine Appetithemmer oder dergleichen führen aus dem Teufelskreis heraus.

Erster Ansatz, um die Ess-Störung in den Griff zu bekommen, ist die eigene gesundheitsgefährdende Störung des Essverhaltens erst versursacht haben.

Wer es alleine nicht schafft, findet in Selbsthilfegruppen, bei Beratungsstellen, Therapeuten oder auch Psychologen hervorragende Anlaufstellen.